„Genuss braucht Zeit, Muße und Ambiente“
Patricia Fehrmann über Gewürze, Superfood und alles dazwischen
Frau Fehrmann, was bedeutet Genuss für Sie persönlich?
Genuss bedeutet für mich, mir Zeit zu nehmen für Dinge, die mir wichtig sind und gut tun. Hierzu gehört ein kulturelles Ereignis wie das diesjährige „Bonifatius“-Musical auf dem Domplatz genauso wie eine herbstliche Wanderung in der Rhön oder eben auch ein gutes Essen mit Freunden und Familie.
Genuss braucht Zeit, Muße und Ambiente. Wir sollten unser Essen genießen, um die Speisen und ihre Herkunft schätzen zu lernen. Der Gaumen-Genuss beginnt mit den Augen. Ich persönlich gehe daher samstags gern zum Wochenmarkt und genieße schon vor dem Kochen die Vielfalt an Obst und Gemüse, die Frische und den Duft der angebotenen Produkte. Ein netter Plausch mit den Marktanbietern und anderen Marktbesuchern gehört natürlich zum Genuss dazu.
Das Kochen selbst – die Gerüche, das Ausprobieren undExperimentieren – macht mir große Freude. Anschließend an einem großen Tisch gemeinsam mit Freunden zu essen, gute Gespräche zu führen, ist für mich eine besondere Form des Genusses.
Was denken Sie, warum für viele Menschen Gewürze purer Genuss sind?
Gewürze sind für viele Menschen ein purer Genuss, weil sie jeweils ein unverwechselbares Aroma haben. Gewürze bringen Farbe, Geschmack und Abwechslung in unser Essen, entführen uns in exotische Länder oder erinnern uns an unsere Kindheit. Chilis zum Beispiel entfalten ein Feuerwerk im Mund, Oregano und Thymian schmecken nach Urlaub am Mittelmeer, und der Duft von Zimt und Nelken erinnert an das Adventsbacken mit Omi.
Gewürzmischungen für bestimmte Gerichte – zum Beispiel Bratkartoffeloder Rühreigewürz – liegen voll im Trend. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Zunächst war ich ein wenig überrascht, als mich die Tochter einer Freundin fragte, ob wir denn auch ein Rühreigewürz in unserem Sortiment haben. Braucht man hierfür eine Gewürzmischung?, war mein erster Gedanke. Ich habe gelernt, Eier mit ein bisschen Milch zu verrühren, mit Pfeffer und ein wenig Salz zu würzen und mit Schnittlauch zu verfeinern.
Natürlich hat nicht jeder frischen Schnittlauch zur Hand oder alle Komponenten für gute Bratkartoffeln. Es ist daher einfacher, eine Mischung zu verwenden, in der alle Komponenten enthalten sind. Bei den Bratkartoffeln darf in unserer Region natürlich der Kümmel nicht fehlen.
Wie haben sich die Vorlieben der Endverbraucher über die Jahre entwickelt?
Eine gesunde Ernährung gehört heute zu den größten Trendthemen. Vegetarier verwandeln frisches Gemüse und aromatische Gewürze in eine kulinarische Köstlichkeit.
Wer ein gutes Stück Fleisch aus der Heimat oder Fisch mit passenden Gewürzen zubereitet, genießt es mit doppelter Wertschätzung.
Früher war der Gewürzschrank bei den Endverbrauchern eher übersichtlich. Heute zeigt sich auch wegen der neu erwachten Liebe zum Kochen eine immense Vielfalt.
Neben den Klassikern wie Pfeffer, Paprika und Zimt gibt es heute zum Beispiel auch den geräucherten Paprika, der jedem vegetarischen Gericht ein wunderbares Raucharoma gibt. Allein oder geschickt kombiniert, sorgen Gewürze bei allen Arten von Speisen quer durch die Länderküchen dieser Welt für Genuss. Die Lust, exotisch und vor allen Dingen scharf zu kochen, ist ungebrochen. Die Nachfrage nach einigen Gewürzen ist regelrecht explodiert, so zum Beispiel nach Ingwer, der als Inbegriff für asiatische Kochkunst gilt und begehrtes Superfood ist. Ingwer wird auch gern in der heimischen Küche verwendet und findet sich selbst in Großmutters Hühnersuppe wieder, die bekanntermaßen bei jeder Erkältung das beste Heilmittel ist.
Gewürze haben auch unterschiedliche positive Einflüsse auf den Körper. Haben Sie sich mit dieser Thematik schon einmal beschäftigt?
Wir befassen uns seit Jahren sehr intensiv auch mit den positiven Einflüssen der Gewürze auf den Körper. Wir kennen das doch alle: Gewürznelken können Zahnschmerzen kurzfristig lindern. Nelken betäuben örtlich, stillen die Schmerzen oberflächlich und wirken antibakteriell sowie entzündungshemmend.
Manche verzehren täglich unzerkaut zwölf weiße Pfefferkörner. Diese wirken antibakteriell. Das Piperin lindert zahlreiche Symptome wie Arthritis, Verdauungsstörungen und Fieber. Pfeffer ist auch dafür bekannt, den Körper zu entschlacken und die Atemwege zu verflüssigen. Kurkuma ist das neue Supergewürz bei Entzündungen. Sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe im ätherischen Öl haben günstige Effekte auf die Verdauung und unsere Gesundheit allgemein. Diese Wirkungen kannten schon Heilkundige des Mittelalters wie Hildegard von Bingen. Ich denke, wir sollten uns auf die positiven Wirkungen besinnen und Gewürze gezielt verwenden. Es lohnt sich auf jeden Fall.
Welches ist Ihr persönliches Lieblingsgewürz?
Das ist eine gute Frage, die ich nur sehr schwer beantworten kann. Ich verwende beim Kochen gern Currymischungen.
Unser „Rhön Curry“ mit Safran und Minze gehört hier zu einem meiner Lieblingsgewürze. Daneben mag ich aber auch Kräutermischungen wie die „Kräuterprise“ und unseren „Schöner Rhöner“ mit geschrotetem Fenchel, Kümmel und Koriander, und natürlich unser „Tomatenglück“. Beim Grillen darf das nach meinem Bruder benannte „Tom’s Steak“ Gewürz nicht fehlen, in der Weihnachtsbäckerei „Paddy’s Lebkuchengewürz“.
Ich hänge tatsächlich an all unseren Mischungen, die wir in unserer Manufaktur herstellen.
Quelle: Fuldaer Zeitung 07.11.2024
Redakteurin: Anne Baun